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Redebeitrag vor dem Gebäude der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“ auf der Demo „Kein Frieden mit Deutschland“ am 3. Oktober 2007

20Wir sind jetzt vor dem Gebäude des Mannheimer Morgen.
Mit ihrem Quasi-Monopol prägt sie die öffentliche Meinung in Mannheim wie kein anderes Medium. Dabei ist die Stoßrichtung immer eindeutig: Lokalpatriotismus und Standortnationalismus sind selbstverständlich. Wer sich dagegen ausspricht, wird offen angegriffen, diffamiert und denunziert.


Wer den Mannheimer Morgen regelmäßig liest, kennt die immer wiederkehrenden, kaum verhohlen rassistischen Kommentare aus dem Lokalteil: Mal werden Sinti und Roma für Schmutz und Lärm verantwortlich gemacht und bei Berichten über Straftaten stehen nicht-Deutsche immer rassistischen Klischees folgend schlecht da. Dennoch gibt sich das Blatt einen demokratischen Anstrich und hetzt mit politisch korrekter Fassade gegen so genannte „fahrende Gruppen“ oder „Menschen mit migrantischem Hintergrund“, statt seine rassistischen Vorurteile offen auszusprechen.
Besonders bei den pogromartigen Angriffen auf die AsylbewerberInnenunterkunft in Mannheim-Schönau 1992 spielte der Mannheimer Morgen eine zentrale Rolle: Seine kleinbürgerliche Maske legte das Blatt damals fast vollständig ab und stellte sich auf die Seite der RassistInnen. In blinder Obrigkeitshörigkeit übernahm es die verständnisvollen Verlautbarungen des damaligen Oberbürgermeisters Gerhard Widder fast unverändert.
Der Mannheimer Morgen verharmloste die rassistischen Angriffe auf die AsylbewerberInnenunterkunft in Schönau als „Vatertagsgegröhle von Suffköpfen.“ Das fand er zwar nicht schön, aber die augenscheinlich rechte Grundhaltung des Mobs, der die Flüchtlinge offen mit dem Tod bedrohte, verschwieg das Blatt auffallend konsequent. Schuld an der Unruhe seien die Bundespolitik, die angeblich immer mehr AsylbewerberInnen ins Land lasse, die sozialen Umstände auf der Schönau oder alleinstehende Flüchtlinge, die selbstverständlich als Gefahr angesehen würden.
Anders der Umgang mit DemonstrantInnen, die ihren Protest gegen die rassistischen Ausschreitungen äußerten. Sie waren gemäß Mannheimer Morgen durchweg linksextreme Gewalttäter, die – meist von außerhalb angereist – den idyllischen Frieden in Mannheim stören wollten und die Angriffe auf Flüchtlinge, so wörtlich: „instrumentalisieren“ wollten. Dass in Schönau derweil Polizisten mehr schlecht als recht die Flüchtlinge vor dem deutschen Mob schützen mussten, erschien der Mannheimer-Morgen-Redaktion weniger problematisch als antirassistische Demonstrationen in der Innenstadt.
Entsprechend seiner unkritischen Obrigkeitshörigkeit verteidigte der Mannheimer Morgen auch das willkürliche Verbot und die gewaltsame Auflösung einer antirassistischen Demonstration in der Mannheimer Innenstadt während der rassistischen Angriffe. Die trotz Verbots angereisten DemonstrantInnen wurden von behelmten Polizisten niedergeknüppelt, obwohl die unvorbereitete Menge angesichts der unerwartet heftigen Gewalt durch die Polizei keinerlei Gegenwehr leisten konnte. Es folgte eine Jagd auf DemonstrantInnen durch die Planken, bei der Polizisten auf alle mit Knüppeln einschlugen, die nicht schnell genug rennen konnten.
Die darauf folgende Kommentierung des Mannheimer Morgen erreichte einen zynischen Höhepunkt an manipulativer Berichterstattung: Die zahlreichen Fotos von Polizisten, die auf am Boden liegende Menschen einprügelten, würden ein verzerrtes Bild der Situation vermitteln. Die Gewalt sei notwendig gewesen. Den Flüchtlingen werde durch antirassistische Demonstrationen ohnehin nicht geholfen und von außerhalb seien sowieso nur, ich zitiere wieder wörtlich: „linksextreme Schläger“ angereist.
Offenbar um AntirassistInnen einzuschüchtern, veröffentlichte der Mannheimer Morgen unter beispielloser Missachtung journalistischer Minimalstandards die Namen und Adressen der DemonstrationsanmelderInnen wie Steckbriefe. Eine offene Warnung des Blatts: Wer sich mit uns anlegt, den bekämpfen wir mit allen Mitteln. Die verantwortlichen Redakteure arbeiten zum Großteil noch heute für den Mannheimer Morgen und hetzen gegen die bekannten Feindbilder: Subkultur, linke Freiräume, Obdachlose, MigrantInnen. Die Fakten spielen dabei entweder gar keine Rolle oder werden bewusst und konsequent verdreht.
Rassistische Hetze, Standortnationalismus und Lokalpatriotismus gehören zusammen und haben beim Mannheimer Morgen hinter einem löchrigen Deckmantel aus politisch korrekten Formulierungen ein Zuhause gefunden. Wer Frieden mit Deutschland schließt, schließt auch Frieden mit diesen Widerwärtigkeiten!