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Rückblick auf den 40. Geburtstag des JUZ Friedrich Dürr

Pyros [1]

Das JUZ grüßt die Nachttanzdemo bei ihrer Ankunft am Neuen Messplatz

Mit 40 Jahren ist das Jugendzentrum Friedrich Dürr [2] in Mannheim eines der ältesten in Deutschland. Nachdem 1972 das „Domizil“, der letzte Jugendtreff in der Mannheimer Innenstadt, geschlossen wurde, entstand eine Bewegung, die sich für einen Ort ohne Bevormundung und Kontrolle, einen Ort der Selbstorganisation und Kreativität [3], stark machte. Fortan trafen sich die Jugendlichen am Paradeplatz, veranstalteten Demos und Aktionen, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Die Anstrengungen führten 1973 schließlich zum Erfolg: [4] Das selbstverwaltete Jugendzentrum wurde im ehemaligen Gewerkschaftshaus in O4, 8 in den Quadraten eröffnet.

Geburtstagskuchen [5]

Geburtstagskuchen

Seitdem ist viel passiert. Zahlreiche Generationen haben die Einrichtung durchlaufen, es gab bessere und schlechtere Zeiten, der Umzug 1994 in die Neckarstadt war heftig umstritten. Eins hat das JUZ über die Jahrzehnte erhalten: Den politischen Anspruch und die antifaschistische Tradition. Der historische Ort in O4, 8 war eine Herausforderung, die Selbstbenennung nach dem Mannheimer Widerstandskämpfer gegen den NS Friedrich Dürr [6] letztlich die Verpflichtung zum antifaschistischen Selbstverständnis.

Seit 1973 hat das JUZ einige Jubiläen feiern können und einige Male sah es so aus, als könnte es das letzte sein. Kürzungen der städtischen Zuschüsse, Verdrängung aus der Innenstadt, Hetzte von CDU-PolitikerInnen und dem Mannheimer Morgen. Doch das JUZ sitzt momentan fest im Sattel und ist gesichert, wie selten zuvor. Dass wir 2013 gemütlich das 40-jährige feiern können, verdanken wir den Generationen vor uns, die abermals für den Erhalt unseres Freiraums gekämpft haben und natürlich uns selbst. So war es umso schöner, dass wir in den Festwochen auch viele Menschen aus den älteren Generationen kennen lernen konnten.

Podiumsdiskussion "40 Jahre Antifa" [7]

Podiumsdiskussion „40 Jahre Antifa“

JUZ-Geburtstagswochen im April und Mai 2013

Die Feierlichkeiten begannen mit der Diskussionsveranstaltung des AK Antifa „40 Jahre JUZ – 40 Jahre Antifa [8]„. Fünf Antifa-AktivistInnen aus verschiedenen Jahrzehnten sprachen über Demos und Aktionen, über die Entwicklung der rechten Szene in der Rhein-Neckar-Region, über polizeiliche Repression und natürlich über das JUZ als Ausgangspunkt der antifaschistischen Bewegung in Mannheim. Obwohl die Veranstaltung ein (vor allem für uns) spannendes Thema behandelte, war sie leider nur mittelmäßig besucht – wohl auch deshalb, weil die schriftlichen Einladungen zu den Geburtstagswochen erst am Tag danach bei den Leuten eintrafen…

Die Spitze der Nachttanzdemo auf den Planken [9]

Die Spitze der Nachttanzdemo auf den Planken

Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten sollte eine Nachttanzdemo [10] sein. Diese Entscheidung war begründet in dem Vorhaben, unseren Freiraum nicht nur „unter uns“ zu feiern, sondern die Ideen von Selbstverwaltung und Emanzipation in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Verbindung von Demonstration und Party wurde dabei für geeignet gehalten. Nachdem Mannheimer Demos letzten Sommer (gegen den Katholikentag [11]) und letzten Winter (anarchistische und antikapitalistische Demo [12]) völlig verregnet waren, hatten wir wieder kein Glück: Strömender Regen den ganzen Samstag. Trotzdem liefen wir unsere Route und feierten anschließend im JUZ eine bestens besuchte Party mit super Stimmung [13]. Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass die Planung und Durchführung der Demo ziemlich chaotisch und teils unmotiviert ablief, letztlich ist aber nichts ernsthaft schief gelaufen.

Fußballturnier: Die Ultras mobilisieren gegen den Naziaufmarsch in Karlsruhe [14]

Fußballturnier: Die Ultras mobilisieren gegen den Naziaufmarsch in Karlsruhe

In den Geburtstagswochen lag traditionsgemäß der 1. Mai, an dem Aktionen in Mannheim und benachbarten Städten, vor allem Frankfurt [15] und Karlsruhe [16], stattfanden. Deshalb kam für uns das Festessen am Vorabend gerade recht. Wir konnten uns von den Köchen des Restaurants Kombüse [17] verwöhnen lassen und die JUZ-Geschäftsführung hatte einen tollen Kuchen für die Aktiven am Start. Vielen Dank noch einmal für den schönen Abend an unsere Leute im Büro!

Überraschend gut besucht war das JUZ-Fußballturnier [18] auf dem Bolzplatz am Herzogenried. Mehr als 10 Mannschaften nahmen teil, es gab eine dicke Pyroshow der Ultra-Gruppe G.A.U. Girls und ein paar coole Überraschungen, z.B. ein Transpi der Jugend des ESC Blau-Weiss gegen Nazis. In deren Vereinsheim hatte sich noch vor ein paar Monaten der lokale NPD Kreisverband getroffen [19], bis eine Antifa-Aktion für deren Rauswurf sorgte [20].

Banner der ESC Jugend [21]

Banner der ESC Jugend

Einige weitere Veranstaltungen in diesem Zeitraum wurden ebenfalls in die Festwochen integriert: Konzerte, Grillpartys, die jährliche 8. Mai Feier und eine Gedenkveranstaltung für unseren Namensgeber Friedrich Dürr.

Die wahrscheinlich spannendste Veranstaltung war jedoch der Abend unter dem Motto „Die 1. Generation lädt ein [22]„. Und tatsächlich folgten viele Menschen, die vor allem in den Siebzigern und Achtzigern das JUZ besuchten und dort aktiv waren, dieser Einladung. Das Programm war improvisiert, die Küchenfachschaft hatte gekocht, es gab ein Konzert mit Edde, einige spontane Reden von alten und jungen Aktivist_innen wurden gehalten und gemeinsames JUZ- und Arbeiterliedersingen mit Schlauch vollendete den Abend. Das Tolle war die Stimmung, die Zusammenkunft ehemaliger Jugendlicher, die sich teils seit Jahren nicht gesehen hatten, aber auch das Zusammentreffen mit den jungen und der Austausch zwischen den Generationen.

Volles Haus mit Aktiven der Siebziger und Achtiger [23]

Volles Haus mit Aktiven der Siebziger und Achtiger

Nach 40 Jahren haben wir noch lange nicht genug! Nachdem bei der 25-Jahr-Feier eine schicke Broschüre [24] entstanden ist, gibt es jetzt eine online Timeline [25], bei der man sich durch JUZ-Geschichten der letzten 40 Jahre klicken kann.

Es wird weitergehen, mal besser, mal schlechter laufen und wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass der selbstverwaltete Freiraum am Neuen Messplatz antifaschistisch, links und unbequem bleibt.