Gedenkfeier für die Lechleiter-Gruppe

Am 15. September 2013 fand die jährliche Veranstaltung zum Gedenken an die Lechleiter-Gruppe statt. Die Widerstandgruppe um Georg Lechleiter hatte aktiv Widerstand gegen das NS-Regime geleistet und die Zeitung „Der Vorbote“ herausgegeben. 1942 wurden die meisten von ihnen von den Nazis ermordet. Redebeiträge gab es in diesem Jahr von der Freireligiösen, vom DGB und vom AK Antifa. OB Kurz ließ ein Grußwort verlesen. Im folgenden dokumentieren wir unseren Redebeitrag.
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Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

wir grüßen die hier Versammelten zur diesjährigen Gedenkveranstaltung für die Widerstandskämpferinnen der Lechleiter-Gruppe. Jedes Jahr schöpfen wir aus ihrer Geschichte erneut Motivation, um uns auch heute den Nazis entgegenzustellen und jegliche Bestrebungen, Faschismus und Nationalsozialismus wieder aufleben zu lassen, bereits im Keim zu ersticken.

Wir können die heutigen Zustände natürlich nicht mit den 30er und 40er Jahren vergleichen. Die Lechleiter-Gruppe war ganz anderen Gefahren ausgesetzt, als wir es heute sind. Es muss großen Mut gebraucht haben, damals gegen die Nazis zu kämpfen und wir wissen heute, dass viele ihr Engagement mit dem Leben bezahlt haben.

Daran wollen wir erinnern und umso mehr ist es uns auch eine Verpflichtung, dass die Taten unserer Genossinnen und Genossen von damals nicht umsonst gewesen sind. Wir wollen sie in unseren heutigen Kämpfen fortzusetzen und den Schwur von Buchenwald in Erinnerung zu halten:

Lechleiter-Gedenken-2013-2„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig“

Der letzten Schuldigen wurde bekanntermaßen nie vor Gericht gestellt und auch die Wurzeln des Faschismus sind keinesfalls vernichtet. Rassistische Einstellungen, antisemitische Voruteile, dumpfer Nationalismus, Ausgrenzung und Ausbeutung in der Krise des Kapitalismus zeigen uns immer wieder aufs Neue, dass die faschistische Gefahr kein Hirngespinst ist. In Griechenland beispielsweise hat der plötzliche Aufschwung der faschistischen Bewegung Chrysi Avgi, auf deutsch „Goldene Morgendämmerung“, gezeigt, dass der Faschismus als Option in der Krise spontan viele Menschen mobilisieren kann. Deutsche Nazis schauen voller Neid nach Griechenland und versuchen, deren Strategien zu kopieren.

Unser Kampf ist weiterhin aktuell und der Antifaschismus darf sich nicht nur auf die kleine Gruppe Ewiggestriger beschränken – wir erinnern uns an den lächerlichen Haufen um den NPD-Nachwuchspolitiker Jan Jaeschke auf dem Alten Messplatz – vielmehr müssen wir Rassismus, Antisemitismus, faschistische und autoritäre Einstellungen in der Gesellschaft erkennen, vor allem dort, wo sie wirkmächtig werden.

Den Rassismus finden wir oft tief verwurzelt und nicht nur bei der deutschen Bevölkerung. Im Jungbusch, in der Neckarstadt, aber auch in anderen Stadtteilen gilt es, soziale Porbleme als solche zu erkennen und nicht zu ethnisieren. Wir müssen verhindern, dass Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Herkunft gegeneinander ausgespielt werden. Solidarität und Kämpfe für soziale Verbesserungen sind die Antworten auf die Hetze von CDU bis Rechtsaußen.

Lechleiter-Gedenken-2013-3Als Antifaschistinnen und Antifaschisten müssen wir auch im aktuellen Wahlkampf die Gefahren richtig einschätzen. Die sogenannte „Alternative für Deutschland“ hat im Gegensatz zu NPD und Republikaner eine realistische Chance, nach der Wahl im politischen Geschäft mitzumischen. Wir wissen, dass an vielen Orten Rassisten, Islamhasser, Rechtskonservative, Rechtspopulisten und Nationalisten die Zügel der AfD in der Hand halten, auch hier in der Rhein-Neckar Region.

Die Aktionen von Mannheim gegen Rechts, dem erfolgreichen Zusammenschluss der antifaschistischen Kräfte unserer Stadt, gegen den Wahlkampf von NPD und Pro Deutschland waren sehr erfolgreich. Das Thema ist aber noch nicht erledigt.

In der letzten Woche vor der Wahl rufen wir dazu auf, sich den rechten und rassistischen Parteien in den Weg zu stellen, ihre Propaganda zu sabotieren und dafür zu sorgen, dass sie Parlamente und Steuergelder nicht für ihre Hetze missbrauchen können.

Auf allen Ebenen und mit allen notwendigen Mitteln. Vielen Dank.

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