Gegenproteste stören faschistischen Trauermarsch des Aktionsbüro Rhein-Neckar

Kundgebung von DGB, Antifa und Anwohner_innen

Für Freitag, den 16. November 2012, hatte die Naziorganisation „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ zu einem sogenannten „Trauermarsch“ in Ludwigshafen-Rheingönheim eingeladen. Dabei sollte den Wehrmachtssoldaten gedacht werden, die im Zweiten Weltkrieg für Nazi-Deutschland gekämpft hatten. Örtlicher Bezug war ein Kriegsgefangenenlager der Aliierten am Rande des Ludwigshafener Stadtteils Rheingönheim. Der DGB und Antifagruppen hatten zum Protest gegen den Naziaufmarsch aufgerufen und konnten trotz kurzer Mobilisierungszeit die faschistische Gedenkveranstaltung stören.

Die Kundgebung der Nazis musste auf der anderen Straßenseite stattfinden, zum Gedenkstein kamen sie nicht durch

 

Unter Führung des „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ versammelten sich am Abend etwa 50 Nazis aus Partei- und Kameradschaftsstrukturen aus der gesamten Region. Sie zogen mit einem Marsch durch den Stadtteil, begeleitet von zahlreichen Polizeieinsatzkräften. Zeitlgeich versammelten sich am Rande des Stadtteils 100 Gegendemonstrant_innen um den sogenannten Gedenkstein, der an das alliierte Kriegsgefangenenlager erinnert. Die Kundgebung setzte sich jeweils zu etwa einem Drittel aus Vertreter_innen von Parteien und Gewerkschaften, Antifas und Anwohner_innen, darunter viele Jugendliche, zusammen. Mit Transparenten wurde an der stark befahrenen Umgehungsstraße auf das Anliegen der Kundgebung aufmerksam gemacht.

 

Die Nazis wollten mit ihrem Marsch zu diesen Stein ziehen, dort eine Schweigeminute abhalten und einen Kranz niederlegen. Doch dazu kam es nicht. Der Zugang zum Stein wurde von der antifaschistischen Kundgebung blockiert. So mussten die Nazis an einer Straßenkreuzung stoppen und an einer Verkehrsinsel ihren Kranz niederlegen. Die Schweigeminute und die anschließenden Reden wurden ebenfalls durch Trillerpfeifen, Tröten und Sprechchöre sabotiert. Die Polizei sperrte in dieser Zeit die komplette Umgehungsstraße K7 und trennte die beiden Kundgebungen durch ein mehrreihiges Spalier. Die Nazis reagierten spontan auf die unerwarteten Gegenproteste, indem sie vollmundig ankündigten, so lange zu bleiben, bis ihnen der Zugang zum Gedenkstein gestattet werden würde. Doch schon nach weiteren zehn Minuten mussten sie erfolglos wieder abziehen.

Die Veranstaltung der Nazis fand im Rahmen der sogenannten „Rheinwiesenlagerkampagne“ statt – eine Veranstaltungsreihe zu den allierten Kriegsgefangenenlagern nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ähnliche Veranstaltungen sind noch in Remagen und Bretzenheim geplant. Sie versuchen damit, Verbrechen der Nazis zu verharmlosen und die deutsche Bevölkerung als alleinige Opfer des Zweiten Weltkriegs darzustellen. Die Verbrechen der Nazis, wie die Vernichtung eines großen Teils der jüdischen Bevölkerung Europas, werden verschwiegen oder geleugnet. Die antifaschistische Kundgebung in Ludwigshafen setzte jedoch ein deutliches Zeichen gegen den Geschichtsrevisionismus der Nazis.

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