Offener Brief bezüglich eines antisemitischen Übergriffs in Mannheim an Bürgermeister, Stadtrat und Polizeibehörde

Wir protestieren hiermit gegen den antisemitischen Übergriff Mannheimer Polizeibeamter auf den israelischen Staatsbürger Aurel Ben-ya’ir.

Am Freitag, dem 10.06.2005 wurde er von Polizeibeamten gezwungen 40 Minuten unter den Augen der Passanten vor einem Nachtclub nackt auf der Strasse zu stehen.
Sein Buch der Psalmen wurde respektlos in Richtung eines Mülleimers geschleudert, obwohl er den Beamten zuvor erklärt hatte, um was es sich handelt.
Die regionalen Medien haben in den Tagen danach ein verharmlosendes Bild des Vorfalls vermittelt. Die Darstellung der Polizei wurde unhinterfragt übernommen.
Durch die abwertende Behandlung seines Gebetbuches ist er in seinem jüdischen Glauben angegriffen worden. Hierin liegt der klar antisemitische Charakter des Vorfalls.


Der Artikel von Hagal’il zitiert den Betroffenen mit den Worten:
“Ich fühlte mich wie im Holocaust. Ich habe in meinem Leben noch keine solche Angst verspürt.“, Dies sollte klar machen, welche Ängste und Assoziationen der Mann in dieser Situation hatte.
Angriffe auf JüdInnen und Juden haben in Deutschland eine barbarische Geschichte.
Deshalb ist es unumgänglich ihnen gegenüber eine besondere Vorsicht walten zu lassen.
Es ist notwendig dafür sorge zu tragen, dass nie wieder ein Mensch in Deutschland als Jude oder Jüdin von offiziellen Vertretern dieses Staates attackiert wird.


Ihrer Rolle als Mitarbeiter einer Polizeibehörde, deren direkte Vorgängerin massenhaft an der Verfolgung und Ermordung von JüdInnen und Juden im NS beteiligt war, haben die Beamten in ihrem Verhalten in keiner Weise Rechnung getragen.
Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung der Mannheimer Polizei und die vorläufige Suspendierung der beteiligten BeamtInnen.
Sind die BeamtInnen der Mannheimer Polizei ausreichend über die Zeit des NS und des Holocaust und speziell die Rolle der Reichspolizei darin, aufgeklärt?
Was gedenken die verantwortlichen Stellen bei Stadt und Polizei im Weiteren zu unternehmen, dass so etwas nicht wieder vorkommt?

Arbeitskreis Antifaschismus Mannheim im Juli 2005

Kopien an:
Regionale und Überregionale Medien, die Parteien, Gewerkschaften und Asten.

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