Nazikonzert von Polizei beendet

Wir dokumentieren hier einige Artikel zur Räumung des Nazi-Konzertes am 12. März in Mannheim Rheinau:

Polizei sprengt Skinhead-Konzert / Brennpunkt der Szene?

Von unserem Redaktionsmitglied Roger Scholl

Starke Polizei-Kräfte sprengten am Samstagabend ein Konzert von vier Skin-Bands in der Essener Straße. Über zwei Stunden kontrollierten Beamte mehr als 130 Personen aus der Szene, festgenommen wurde niemand. In der Vergangenheit hatten sich im ehemaligen Clublokal der Rockergruppe „Bandidos“ nach Erkenntnissen der Ermittler immer wieder rechte Gruppen aus der ganzen Republik getroffen.

Samstagabend, kurz vor 22.30 Uhr, ein Eckhaus im Rheinau-Hafen: Drinnen, in dem geduckten, gelben Gebäude an der Essener Straße, grölt sich grad eine Skin-Band warm – da wird der Rechts-Rock auch schon jäh unterbrochen: Die Türen fliegen auf, mit Schlagstöcken bewaffnete Polizeieinheiten drängen mehr als 130 „Musikfreunde“ zusammen – Razzia gegen Rechts, die Beamten überprüfen Personalien, durchsuchen die Räume, sie filzen Skinheads und durchwühlen Autos. Nach zwei Stunden ist der Spuk vorbei, das „Konzert“ geht zu Ende, bevor es richtig angefangen hat. Festgenommen wird an diesem Abend niemand, es bleibt ruhig, keine Handgemenge, kein Widerstand, und auch verfassungsfeindliche Symbole wie Hakenkreuze, SS-Runen oder ähnliche „Nazi-Devotionalien“ findet die Polizei nirgendwo. Aber die Kripo ermittelt weiter: Seit 2002, als die „Bandidos“ die ehemalige Trucker-Kneipe „Rheinwelle“ als Club-Lokal übernommen hatten, kommen dort nach den Erkenntnissen der Beamten immer wieder Rechte aus ganz Deutschland bei solchen Konzerten zusammen.

Es sei um die „Verhinderung von Straftaten“ gegangen, erklärt Polizeisprecher Volker Dressler das Einsatz-Ziel der Einheiten. Man habe unterbinden wollen, dass bei dem Konzert „verbotene rechtsradikale Liedtexte gesungen werden“. Bereits mehrmals hatten Dresslers Kollegen in der Vergangenheit das gelbe Haus bei solchen Veranstaltungen der Szene beobachtet, zum letzten Mal im Januar dieses Jahres. Da die Ermittler dabei jedoch stets „keinerlei Hinweise auf strafrechtlich relevante Sachverhalte hatten“, wie ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums betonte, schritten die Beamten nicht ein. Sehr zum Missfallen der SPD und der Grünen, die seit längerer Zeit davor warnen, dass sich im Rheinauhafen „ein bundesweiter Anlaufpunkt für Rechtsextreme“ herauskristallisiert.

Die Besitzverhältnisse in der Essener Straße sind wohl, so die Polizei, nicht ganz klar, offenbar haben die „Bandidos“ die Räume an Dritte weiter vermietet, das Namensschild des Clubs hängt jedenfalls nicht mehr an der Hauswand. Am Samstag sollen drinnen die Gruppen „Nordglanz“, „Aufbruch“, „non plus ultra“ und „Linientroi“ auftreten. Es kommt nicht dazu.

Mannheimer Morgen – 14.03.2005

 

Polizei räumt bei Skinhead-Konzert auf

Razzia im Rockerclub in Rheinau – Personalien von 130 Personen aus der ganzen Region überprüft
Einer der 130 Überprüften. Aus der ganzen Region kamen die Besucher des Skinhead-Konzerts am Samstagabend in Mannheim-Rheinau. Doch die Polizei hatte zuvor einen Tipp bekommen.

Von Gaby Booth

Die ehemaligen Clubräume der Rockergruppe „Bandidos“ waren schon häufig Treffpunkt für Rechte aus der Region. Am vergangenen Samstag war dort in der Essener Straße in Mannheim-Rheinau ein Skinhead-Konzert geplant. Doch es dauerte nicht lange. Bevor „Nordland“, „Aufbruch“, „Non plus ultra“ und „Linientreu“ für die Besucher aus der regionalen rechten Szene so richtig aufdrehen konnten, stand kurz nach 22 Uhr die Polizei vor der Türe. Mit „starken Kräften“, so Polizeisprecher Volker Dressler, führte die Mannheimer Polizei in den Räumen eine Razzia durch und stellte die Personalien von mehr als 130 Personen fest. Außerdem wurden 38 Pkw auf dem Gelände in der Essener Straße überprüft.

Details über die daraus gewonnenen Erkenntnisse konnte Dressler gestern noch nicht mitteilen. Dies bedürfe noch der Auswertung durch das Fachdezernat der Kriminalpolizei. Der Veranstalter des Konzerts, ein bekannte Person aus dem rechten Spektrum, der die Räume angemietet hatte, erklärte das Konzert mit der Razzia für beendet. Die Überprüfung der Anwesenden durch Beamte der Schutz- und Bereitschaftspolizei verlief ohne Zwischenfälle. Sie entfernten sich unauffällig. Die Clubräume waren in der Vergangenheit mehrfach als Veranstaltungsort für rechtsorientierte Musikgruppen genutzt worden und „genießen“ daher das besondere Augenmerk der Polizei. Die hatte rechtzeitig den Tipp bekommen, dass für den 12. März wieder ein größeres Konzert mit Teilnehmer aus der Region und darüber hinaus geplant war.

Schon Anfang März war es in der Mannheimer Innenstadt zu einer „Spontandemonstration“ von knapp 50 Rechtsradikalen gekommen. „Wie ein Phantom, plötzlich da und dann gleich wieder weg, wie vom Erdboden verschluckt“, so Polizeisprecher Volker Dressler. Man ermittelte in alle Richtungen, aber es lag keine Straftat vor. Sie waren bei der Videoüberwachung aufgefallen, Passanten hatten erschreckt die Polizei gerufen. Ein „Aktionsbüros Rhein-Neckar“ gab sich später als Veranstalter zu erkennen.

Rhein Neckar Zeitung

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