Weinheim: Nazis überfallen Jugendliche

Pressemitteilung des AK Antifa Mannheim vom 31.12.2007

Am Sonntag, den 30.12.2007 kam es zu einem gezielten Überfall von etwa 15 Nazis auf eine Gruppe Jugendlicher in Weinheim. Der Vorfall ereignete sich am frühen Abend vor dem Freizeitbad „Miramar“. Dabei trugen die Betroffenen Verletzungen davon.

Gegen 18 Uhr verließen einige Jugendliche das Freizeitbad und trafen davor einen Besucher an, der Kleidung der Marke „Thor Steinar“ trug. Sie sprachen ihn an, ob er wisse, dass dies eine Marke der Neonaziszene sei. Er antwortete mit „Ja“ und behauptete er sei stolz, diese Marke zu tragen. Daraufhin verließ er den Ort und kurze Zeit später kam eine Gruppe von 15 schwarz gekleideten, vermummten und teilweise bewaffneten Nazis. Ein Nazi behauptete, sein Bruder sei von den Jugendlichen beleidigt worden. Daraufhin schlugen alle Nazis mit den Worten „Scheiss Kommunisten“ unvermittelt auf die Jugendlichen ein, die Prellungen, Schürf- und Platzwunden davontrugen. Glücklicherweise musste niemand stationär behandelt werden.

Bereits am Samstag Abend fand in der Nachbarstadt Viernheim ein Neonazi-Konzert mit 200 BesucherInnen statt. Die Polizei konnte dies frühzeitig beenden und auflösen. Zwischen Konzerten der rechtsextremen Szene und direkter Gewalt besteht eine unmittelbare Verbindung. Auf den Veranstaltungen wird regelmäßig zu Gewalt gegen MigrantInnen, JüdInnen und NazigegnerInnen aufgerufen – dem folgen nun auch Taten. Dies war bereits der fünfte Nazi-Übergriff in wenigen Wochen. In Ludwigshafen, Mannheim und in einem Bus nach Heidelberg kam es zu Nazi-Gewalt, bei der die Opfer aus rassistischen Motiven ausgewählt wurden. Nun wurden Jugendliche geschlagen, die sich gegen Nazikleidung aussprachen.

„Thor Steinar“ ist eine erfolgreiche Marke der Firma MediaTex GmbH aus Königs-Wusterhausen, die seit 2002 Neonazis mit Kleidung versorgt. Das besondere an dieser Marke ist, dass sie nationalsozialistische Symbolik unauffällig auf modischer Freizeitkleidung plaziert. Die Marke ist in vielen Sport- und Freizeitshops, auch in der Rhein-Neckar-Region, zu kaufen. Der direkte NS-Bezug wird häufig aus taktischen Gründen abgestritten. Ein Teil des Gewinns, der durch diese Marke erwirtschaftet wird, fließt direkt in die Nazi-Szene. In vielen Jugendzentren, Fußballstadien und anderen öffentlichen Räumen gibt es deshalb Diskussionen um Verbote dieser Marke.

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