Aus Anlass des 61. Jahrestages der bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands veranstaltet der Ak Antifa am Montag, dem 8.Mai 2006 einen Sektempfang. Die Niederlage Deutschlands am 8.Mai `45 ist für uns Grund zu feiern. Die unmenschlichste und barbarischste Gesellschaftsformation der Geschichte ging an diesem Tag zu Ende. Ihr Ende machte umfassende menschliche Emanzipation zumindest wieder denkbar.
Wir feiern aber ausdrücklich nicht die angebliche Befreiung Deutschlands oder des deutschen Volkes, wie sie in staatsoffiziellen Gedenkfeiern auch dieses Jahr wieder zu erwarten ist. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen war schließlich bereitwillig in der „Volksgemeinschaft“ der nationalsozialistischen Diktatur aufgegangen. Die Identität von Herrschern und Beherrschten, seit dem Entstehen des deutschen Nationalstaates eines der grundlegenden Elemente dessen, was „deutsch“ ist, hat im Nationalsozialismus seine barbarische Perfektion erfahren. Für alle von der spezifisch deutschen Variante der kapitalistischen Krisenlösung, vom organisierten Wüten des Mobs Verfolgten, für diejenigen JüdInnen, Homosexuelle, AntifaschistInnen, Behinderte, MigrantInnen, Sinti und Roma die überlebt hatten ging ein Alptraum zu Ende. Sein Ende war für die meisten wohl kaum zu fassen, ihre Gefühle und Erfahrungen sind für uns heute kaum zu begreifen. Mit ihnen freuen wir uns an diesem Tag. Mit ihnen können wir uns aber nicht nur freuen. Mit ihnen erinnern wir uns auch der Millionen von Menschen, die die Raserei des Nationalsozialismus nicht überlebt haben. Ein Alptraum, der die Grenzen des Denkbaren negativ erweitert hatte, der das barbarische Potential der kapitalistischen Moderne und ihrer nationalstaatlichen Vergesellschaftung schonungslos offen gelegt hatte.
Wir feiern mit Bedacht, denn vereinfachendes Erinnern wird diesem Datum nicht gerecht. Aber wir feiern, denn der 8.Mai gibt Grund dazu. Wir feiern den 8.Mai, weil die militärische Niederlage des NS in unseren Augen nur ein erster Schritt gewesen sein kann. Die notwendige Konsequenz aus der Geschichte des NS muss für uns die Zerschlagung seiner gesellschaftlichen Grundlagen sein. Der Welt des Werts, der Ware, der Nationen und Völker gilt unser Kampf. Nicht allein deshalb, weil sie den Nationalsozialismus ermöglicht haben und ähnliches wieder ermöglichen könnten. Ganz grundsätzlich, weil sie nicht in der Lage sind allen Menschen ein gutes und schönes Leben zu ermöglichen. Der 8.Mai ist aber ein geeigneter Anlass an diese Notwendigkeit zu erinnern: Zu zielen, auf eine Welt in der nicht der sich selbst verwertende Wert, sondern frei assozierte Individuen die Geschichte gestalten.
Wir feiern die Niederlage des Nationalsozialismus, denn für die überwiegende Mehrheit der Deutschen war es eine Niederlage. Wir feiern aber auch eine Befreiung, die Befreiung der überlebenden Verfolgten und Gegner. Wenn heute das selbstbewußte Deutschland von seiner Befreiung redet, so könnte die Heuchelei nicht größer sein: Deutschland und die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wurden besiegt, die Opfer befreit. Wer behauptet Deutschland sei befreit worden, macht die Deutschen kollektiv zu den Opfern des NS, die sie nie waren und seit´45 immer sein wollten.
Das Ende der schlimmsten Form der „deutschen Zustände“ ist für uns Anlass feierlich auf die Notwendigkeit ihrer vollständigen Zerschlagung hinzuweisen. Deshalb laden wir zum Sektempfang am 8.Mai ein.
In diesem Sinne: Nieder mit Deutschland und für eine befreite Gesellschaft.
Ort: ASV, Beilstraße 12
Zeit: Montag den 8.Mai, ab 20 Uhr