Am 28. Mai 1992 kam es zu Angriffen auf eine Flüchtlingsunterkunft im Mannheimer Stadtteil Schönau. Ein rassistischer Mob aus BewohnerInnen des Stadtteils und später auch zugereisten Neonazis, versammelte sich tagelang vor der Unterkunft, die sich auf dem Gelände des heutigen Lidl Markts in der Lilienthalstraße befand, und versuchte diese zu stürmen. Die Polizei konnte schlimmeres verhindern, indem sie den Mob in Schach hielt. Die Menschen, die den Flüchtlingen zu Hilfe kamen, wurden jedoch von der Polizei drangsaliert und kriminalisiert. Eine antirassistische Demo wurde verboten und niedergeknüppelt. Die Verfahren gegen die rassistischen Angreifer hingegen wurden allesamt eingestellt.
Die Ereignisse reihen sich ein in eine Welle der Gewalt gegen Geflüchtete im deutschnationalen Taumel der Jahre nach der Wiedervereinigung. Während die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda in den Gedächtnissen hängen geblieben sind, ist Mannheim-Schönau beinahe vergessen – vielleicht auch deshalb, da Stadtverwaltung, Polizei, Justiz und Medien eine geschickte Strategie der Verharmlosung und Vertuschung angewendet haben.
Der Kulturwissenschaftler Matthias Möller hat zu den Ereignissen ein Buch veröffentlicht, in dem er die Darstellung kollektiver Gewalt gegen Geflüchtete untersucht. Wir wollen mit dieser Veranstaltung an die Ereignisse 1992 erinnern und die Rollen von Stadt, Polizei, Justiz, Medien und Flüchtlingsunterstützer*innen untersuchen. Auch heute gibt es wieder Angriffe auf Geflüchtete. Wir wollen diskutieren, wie wir mit einer Flüchtlingssolidaritätsbewegung solche Ereignisse wie 1992 verhindern können.
Sonntag, 28. Mai 2017 | Beginn: 17:00 Uhr
Gaststätte im Siedlerheim (Nebenraum)
Bromberger Baumgang 6, 68307 MA-Schönau
Referent: Matthias Möller, Kulturwissenschaftler und Autor des Buches „Ein recht direktes Völkchen“? Mannheim-Schönau und die Darstellungsmuster von kollektiver Gewalt gegen Flüchtlinge
Veranstalter: JUZ in Selbstverwaltung Friedrich Dürr, PF 121965, 68070 MA
in Kooperation mit AK Antifa Mannheim, Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim, Mannheim sagt JA und Perspektive statt Alternative